Streuobstwiesen und Viez


schützt, was zusammengehört!

ViezMuseum


Streuobstwiese im Sommer.
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Egal ob nun Viez, Cidre oder Most – den Apfel als Grundlage haben sie alle gemeinsam. Eine klassische Viezapfelsorte gibt es nicht; nicht zu süß und nicht zu sauer soll der Viez am Ende werden. Regionale Besonderheiten, wie der Trierer Holzapfel oder der Porzenapfel, dürfen dabei nicht fehlen. Die Erträge der heimischen Apfelplantagen aber auch Wetter und Zukäufe aus dem Ausland sorgen schlussendlich dafür, dass das Nationalgetränk der Trierer jedes Jahr ein wenig anders schmeckt. Eine Besonderheit, die den Viez von seinen Artgenossen ein wenig abhebt, ist die Vielfalt an kleinen Produzent*innen, oftmals Mosel- oder Saarwinzer*innen, die nach der Weinlese mit wenigen Handgriffen mehr, in ihren Fässern auch Apfelmaischen vergären lassen.

Doch während man an den Steilhängen der Mosel nur Monokulturen für die internationale Weinproduktion findet, setzen die Winzer*innen bei der heimischen Viezherstellung oftmals auf ein klassisches und nachhaltiges Anbaukonzept: die Streuobstwiese. Streuobstwiesen sind grünlandschaftliche Flächen mit hoch- und halbstämmigen Obstbäumen. Sie bedürfen, wie alle Kultursorten, regelmäßiger Pflege. Entstanden sind sie im 15. Jahrhundert, zuerst in Klöstern, dann auch um Dörfer und kleine Güter herum. Ein großer Teil dieser alten Bestände wurde mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Flurbereinigung im 20. Jahrhundert gerodet. Jedoch beherbergen die Wiesen bis zu 3000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, bedingt durch die Kombination aus Grünland und offenem Gehölz.

Das zuständige Landesamt in Rheinland-Pfalz ermittelte in wissenschaftlichen Untersuchungen rund 400 Besonderheiten bei der Pflege der hiesigen Streuobstwiesen sowie Charakterarten die im besonderen zu berücksichtigen sind, wie regionale und gefährdete Arten, Neunachweise oder Seltenheiten.  Die ökologische Bedeutung nimmt mit dem Alter der Anlage zu, so benötigt eine Streuobstwiese in der Regel Jahrzehnte bis sie eine Heimat für die Vielfalt an Pflanzen und Tieren wird.  Obstbaulich sind die Wiesen nur noch für den Viezapfelanbau von Bedeutung, was die wirtschaftliche Sicht auf die alten Kulturgüter stabilisiert, sodass sie nicht durch intensiven Erwerbsobstanbau, wie Tafelobst, ersetzt werden. Der derzeitige Bedarf für die industrielle Viezproduktion kann nur mit Importobst aus Polen oder Belgien gedeckt werden. 

Streuobstwiese im Winter.
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Aber was heißt das in Zukunft nicht nur für den Viez sondern auch für die Apfelbäume, Streuobstwiesen, Winzer und Apfelbauern? Für die meisten ist klar, dass der Brauch, Viez aus Streuobst zu gewinnen, zwar mühseliger und teurer, aber auch lohnenswert ist. So gehören die oftmals verwilderten Wiesen zum Landschaftsbild der Saar, Mosel und Ruwer dazu, finden aber immer mehr Liebhaber*innen, die sich um die oftmals alten Bäume und Sorten kümmern. Schlagworte wie „Idealismus” oder „Familientradition” fallen immer wieder, wenn man mit Menschen spricht, die den Viez vom Baum bis zur Flasche begleiten. Das traditionsreiche Getränk ist Lebensphilosophie, Familiengeschichte und Erinnerungen ist. Und so sehr viele kleine Hersteller sich über die steigende Nachfrage freuen, umso mehr wird klar, dass der Viez sich verändert. Das Streuobst, da sind sich die Menschen von Saar bis Mosel einig, soll auch in Zukunft ein Teil des – vielleicht schon bald Weltkulturerbes – Viez bleiben.

Wer mehr über Streuobstwiesen in Rheinland-Pfalz und Deutschland lernen will, findet auf der Seite des NABUs und in der Broschüre des Landes noch mehr Informationen.