ViezStories


Interview mit der Trierer Viezbruderschaft e.V.

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Mit Herzblut für den Viez



„Täglich einen Viez, für uns Brüder ein Muss“ – so präsentiert sich die Trierer Viezbruderschaft in ihrem Viezbruderlied, für das der Verein sogar gemeinsam ins Tonstudio eingekehrt ist. Mit einer Porz Viez werden wir auch von Hanspitt Weiler, dem Präsidenten des Vereins und seinem Vize Helmut Haag im urigen Alten Brauhaus in Trier-Süd begrüßt. In gemütlicher Atmosphäre stellen sich die beiden unseren Fragen.
Der trinkfreudigen Gemeinschaft ist natürlich nicht nur der Genuss der regionalen Apfelwein-Variante ein wichtiges Anliegen, sondern auch alles, was mit ihr zusammenhängt. Seit 2010 engagiert sich der Verein bereits für die Erhaltung der Viez-Kultur in der Großregion und hat sich in seiner Satzung zum Ziel gesetzt, „die traditionelle Stellung des Viez, seine Herstellungsverfahren, das Brauchtum rund um den Viez und der dazugehörigen Viezporz für die Allgemeinheit zu erhalten und auszubauen“. Auch die für den Viez so wichtigen Streuobstwiesen gehören dazu.

Die Mitglieder der Trierer Viezbruderschaft.
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Dafür trifft sich der aktuell 26 Mitglieder starke gemeinnützige Verein regelmäßig und hält Kontakt zu lokalen Keltereien, Vereinen, Tourismus-Büros und Menschen, die sich um den Viez bemühen, auf verschiedenster Ebene. Auch die Vereinsgemeinschaft kommt dabei nicht zu kurz. Durch die Pandemie haben sich die Aktivitäten der Bruderschaft im letzten Jahr vermehrt nach innen gerichtet; so wurde zum 10-jährigen Jubiläum eine gemeinsame Viez-Erkundungstour in der Region unternommen und der Genussabend „Käse küsst Viez“ initiiert. Der Verein vergibt außerdem bis zu einmal im Jahr die Auszeichnung der Ehrenporz an besondere Unterstützer der heimischen Viez-Kultur – bis dato wurde sie bereits dreimal verliehen, davon einmal an den im letzten Jahr verstorbenen Porz-Produzenten und Keramikmeister Walter Plein in Speicher.
Wenn auch die Vereinshistorie der Bruderschaft noch relativ überschaubar ist, hat sie in dieser kurzen Zeit schon viel bewegt. Zu einer ihrer größten Meilensteine gehört die Stellung eines UNESCO-Antrags, der Viez zum Immateriellen Kulturerbe erheben soll. Konkret würde sich dadurch u.a. der Bekanntheitsgrad des Viez inner- und außerhalb der Region vergrößern und die regionalen Streuobstwiesen nachhaltig gefördert werden. Die Bruderschaft erhofft sich zudem, dadurch auch wieder jüngere Generationen zur eigenen Viez-Herstellung zu motivieren und neben dem Traditionserhalt die Identifikation mit dem Kulturgut zu stärken. Der ausgefüllte Antrag mit vielen interessanten und historischen Fakten zum Viez ist auf der Webseite des Vereins abrufbar.

Das Trierer Viezfest, eine Tradition der Viezbruderschaft.
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Einiges davon findet sich auch etwas lebhafter aufbereitet im Buch „Viez“, ein abwechslungsreiches Werk über ihr Herzensthema, das die Bruderschaft in ihrem Jubiläumsjahr herausgab und an verschiedener Stelle in Trier erwerbbar ist. Darin zu finden sind u.a. Geschichten zur Porz, dem aus weißem Porzellan hergestellten, traditionellen Henkelkrug für Viez. Auch der Bruderschaft ist es zu verdanken, dass diese in der Gastronomie heute noch genutzt werden darf - da auf der Innenseite kein Füllstrich realisierbar ist, fällt sie eigentlich nicht in die europäische Schankgefäßverordnung. Für die Viezporz und andere traditionelle Trinkgefäße wurde jedoch letztlich eine Ausnahmeregelung erwirkt.
Ein Highlight bildet auch die seit 2016 offizielle Verlängerung der Viezstraße, einer touristischen Route durch den Saargau, die von Merzig nun bis nach Trier führt und für die der Verein mitverantwortlich ist. Das Schild kann in Trier u.a. vor dem Rathaus bewundert werden.

Neben dem Traditionserhalt hat es der Verein auch geschafft, eine eigene Tradition ins Leben zu rufen. Das seit 2012 alle zwei Jahre in Trier stattfindende Viezfest mit geselligem Straßenfestcharakter wurde in den vergangenen Jahren sehr gut besucht und imponiert jedes Mal mit einer anderen limitierten Künstler-Porz, für deren Kreation der Verein mit lokalen Künstlern zusammenarbeitet. Auch für 2022 ist wieder ein Viezfest in Planung. Insbesondere die angebotenen Spezialitäten, bspw. Viez-Cocktails oder Viez-Hugo, die von den Viez-Produzenten für das Fest kreiert werden, haben bisher großen Anklang gefunden. „Die Besucher sollen neue Ideen zum Viez mit nach Hause nehmen“, beschreibt Hanspitt Weiler den Gedanken dahinter.
Insgesamt ist Viez im Verlauf der letzten Jahrzehnte viel gesellschaftsfähiger geworden. Der früher übliche, stark säurehaltige, auf Trierisch 'gammere' Geschmack ist heute viel milder, sodass Viez mittlerweile bei Jung und Alt beliebt geworden ist. Dass neue Variationen wie Glüh-Viez auf dem Trierer Weihnachtsmarkt stark nachgefragt werden, zeigt das einmal mehr. Helmut Haag empfiehlt, Viez einfach mal zum Kochen auszuprobieren. Er eignet sich prima zum Ablöschen von Fleisch und Gemüse und kann wie trockener Weißwein eingesetzt werden – eine Verwendungsart, der auch der Vizepräsident gerne frönt.
Wer sich wie die Viezbruderschaft ehrenamtlich für den Viez und sein Brauchtum stark machen oder das Keltern ausprobieren will, dem empfiehlt Herr Weiler, sich einer der vielen Viez produzierenden Vereinigungen in der Region anzuschließen, wie den Lampadener Viezjungen oder Wiltinger Viez. „Da lernt man alles über den Viez von der Pike auf und kann aktiv bei der Herstellung und dem anschließenden Genuss mitwirken.“ Und auch dazu beitragen, dass das Wissen rund um das regionale Kulturgut niemals verloren geht.